Was ist Palliative Care?
(Text von Monica Y. Zürcher Limacher, September 2011)
Unter Palliative Care versteht man die umfassende Behandlung, Begleitung und Betreuung von Menschen mit unheilbaren, akut lebensbedrohlichen oder chronisch fortschreitenden Krankheiten. Es geht nicht mehr ums Heilwerden, sondern um das optimale Lindern von Leiden jeglicher Art - seien diese körperlicher, psychischer, sozialer (z.B. zur Last fallen, Konflikte in der Familie, Einsamkeit), emotionaler, seelisch/geistiger (z.B. Angst) oder spiritueller Natur (z.B. Sinnfrage). Alle Belastungen sollen entsprechend den Wünschen des Betroffenen soweit wie möglich optimal gelindert werden. Eine bestmögliche Lebensqualität und Lebensfreude bis zum Tod zu schaffen, ist eines der Ziele von Palliative Care.
Diese Begleitung, diesen Schutzmantel, den man den Patienten und deren Angehörigen angedeihen lässt, soll jedem Menschen zustehen, der dies wünscht und Schutz geben vor Leiden aller Art.
Qualitativ hoch stehende Palliative Care setzt professionelle Kenntnisse und ein respektvolles Zusammenarbeiten der verschiedensten Begleitpersonen voraus.
In der Entscheidungsfindung zur Begleitung / Betreuung eines Patienten sind dieser selbst, der Arzt, das Pflegepersonal, Angehörige, Bezugspersonen, der Sozialdienst, die Ernährungsberatung und der Seelsorger eingebunden. Das Ausmass der Begleitung bestimmt - soweit der Patient noch dazu fähig ist - immer dieser selbst und ist immer individuell und bei jedem anders. Eine Patientenverfügung oder klar mündlich formulierte Wünsche des Patienten helfen in bestimmten Entscheidungsprozessen.
Die meisten Menschen möchten zuhause sterben, den wenigsten ist dies gegönnt.
In der Palliative Care ist das Einbeziehen aller Beteiligten umso wichtiger, dass ein offenes, respektvolles Anbringen der Ängste, Bedenken und Unsicherheit aller besprochen werden darf. Schmerzen, Symptombekämpfung, Angstzustände, die evtl. Überforderung aller Beteiligten aber vor allem auch der Angehörigen, die Zumutbarkeit in der Begleitung eines sterbenden Menschen ist eine grosse Herausforderung, die nicht unterschätzt werden darf.
Palliative Care bedeutet nicht, dass alle belastenden Symptome gelindert werden können oder auf kurative Behandlungsansätze verzichtet werden muss. Es heisst auch nicht, alles was zur Linderung beiträgt ist Palliative Care. Das Sterben kann dadurch nicht soweit beeinflusst werden, dass es immer mit einem friedlichen Tod endet oder der Wunsch nach aktiver Sterbehilfe oder begleitetem Suizid zurücktritt.
Mit dem Begriff und der Umsetzung von ‚Palliative Care’ wird der Würde des Menschen endlich wieder Gewicht gegeben.
Es achtet die Würde und Autonomie des Patienten und stellt seine Prioritäten in den Mittelpunkt.
Palliative Care respektiert das Leben und seine Endlichkeit.
Und somit kann mehr Leben sein, wo der Tod im Raum steht.